Wido Buller ist ein … bewegender Typ

Stets befindet er sich im Spannungsfeld von Widersprüchen – er stellt sich hinein und setzt sich ihnen aus .
Hat er die Bildhauerei doch als Medium gewählt, über das er sich
ausdrückt und mit der Welt verflicht, so stellt er sich auf diese Weise der Herausforderung, das scheinbare Paradoxon zu entlarven.

Wido braucht dieses Spiel der Gegensätze für sein lebendiges Gleichgewicht – und folgt seiner inneren Dynamik, wenn er scheinbar Unvereinbares miteinander verschmelzt: um Leichtigkeit plastisch werden zu lassen, verarbeitet er schwerste Materialien; fasziniert und durchdrungen von Bewegung lässt er diese zur greifbaren Form gerinnen.
Er bewältigt die Komplexität des Seins, indem er neue Realitäten schafft,
die seine Formen tragen.

Wido Buller Bilderrreihe

Der Tanz des Ikarus

Ein Text von Claudia Kressin, Kressin Public Relations

Wäre Wido Buller kein Bildhauer, dann wäre er Komponist. Und wären seine Skulpturen Musik, dann wäre diese zugleich leidenschaftlich wie ein Tango und exakt wie eine Fuge. Immer ist es dieser Gegensatz, mit dem Wido Buller in seinen Arbeiten kämpft. Sanfte Weichheit und spröde Härte, Harmonie under Formen und jähe Brüche durch scharfe Kanten, homogene Materialität und amorphe Oberflächenlandschaften.

Er scheint diesen Kampf zu lieben. Hin- und her gerissen zwischen Eigenbrötelei und der Sehnsucht nach Nähe, am liebsten zu Frauen, schwankt er zwischen Bewegtheit und mediterraner Lethargie, fühlt sich zu Großformatigem ebenso hingezogen wie er die Bescheidenheit des Augenblicks zu schätzen weiß, ist fleißig und faul zugleich, geht mit enormer Zielstrebigkeit seinen Weg und biegt doch immer wieder ab auf Fluchtwege, die ihn stets zu dem gleichen Ziel führen: Zu sich selbst.

Wido Bullers Kunst ist eine permanente Auseinandersetzung mit seiner Befindlichkeit in dieser Welt, ohne dass auch nur eine seiner Plastiken dies ausdrücklich formulierte. Seine Themen sind so unmittelbar greifbar und doch fernab von dem, was wir als Realität bezeichnen, wie alte griechische Mythen.

Die Titel seiner Arbeiten scheinen von einem längst vergessenen Zeitalter zu berichten. Immer aber ist die Wucht der Bewegung und der Bewegtheit die ihn antreibt, förmlich sichtbar, fassbar und fühlbar, und fasziniert die Leichtigkeit, mit der er in seinem Arbeiten Gegensätze verbindet.

So wie in den zahlreichen Darstellungen des Ikarus, der auf den ersten Blick zu schweben scheint, und der doch immer erdenschwer und wie gebremst im Moment des Abhebens verharrt.

Wido Buller sieht sich selbst in der Tradition von Großen wie Barlach, Kollwitz, Moore und Arp. Sein künstlerischer Werdegang hat sie alle gestreift, nie hat er sich dem einen oder der anderen verschrieben. Konsequent hat er sich auf seine eigenen Lebensumwege eingelassen und sich dabei, so sagt er von sich selbst, viel um sich selbst gedreht.

Seine Plastiken sind mit all ihrer vielfältigen Materialität, stets wechselnden Dimension und virtuoser Formensprache Momentaufnahmen dieses Tanzes, der an einen selbstvergessenen Derwisch erinnert – oder an Ikarus mit seiner unstillbaren Sehnsucht nach Schwerelosigkeit.